Kunststoff-Lexikon

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Carothers, Wallace Hume

* 27. April 1896 in Burlington
29. April 1937 in Philadelphia

 

Portrait Wallace Hume CarothersWallace H. Carothers wird am 27. April 1896 als das älteste von 4 Kindern in Burlington im Bundesstaat Iowa geboren. Während seiner Schulzeit zeigt er bereits ein breit gestreutes Interesse. Er ist begeistert von mechanischen Spielsachen und liebt die klassische Musik. Auf der Hochschule konzentriert er sich auf die Chemie und baut sogar ein kleines Labor in seinem Schlafzimmer auf.

Sein Vater lehrte an dem Capital City Commercial College in Des Moines und hier beginnt er auch mit dem Studium für Finanzrechnung. Dann zieht er um und beginnt in Missouri am Tarkio College sein Chemiestudium. Bemerkenswert, bereits in den ersten Studienjahren wird er Leiter der Chemieabteilung, erlangt den Abschluss im Jahre 1920, bekommt 1921 den Masters und erhält 1924 den Doktortitel von der Universität von Illinois.

Als er zum Professor in Havard berufen wird, beginnt Carothers mit der Forschung an polymeren Werkstoffen.

Während seines Aufenthaltes in Illinois quälen Carothers Depressionen so sehr, das er eine Ampulle mit Zyanid füllt und sie seit dem als Möglichkeit für einen letzten Weg stets bei sich trägt.

1928 gründet DuPont ein neues Forschungslabor und Carothers beginnt dort mit 32 Jahren seine Tätigkeit. Dupont wusste, dass es dem Mönch Julius Nieuwland gelungen war, Acetylen zu einem Chloropren zu synthetisieren und sieht hier den ersten Schritt zu einem synthetischen Polymer. In seinem ersten Forschungsprojekt führt Carothers diese Idee fort und im April 1930 wird das erste Polymer von seinem Mitarbeiter Arnold Collins synthetisch hergestellt. Dieser gummiartige Chloropren-Kautschuk soll seit 1931 unter dem Markennamen Neoprene das erste wirtschaftlich erfolgreiche Polymer werden. Es wird heute noch hergestellt.

Nach diesem Erfolg beginnt Carothers mit seinen Mitarbeiten an der Forschung mit synthetischen Fasern, mit dem Ziel die durch den Streit zwischen der USA und Japan verknappte Seide zu ersetzen.

Schnell konzentriert Carothers sich auf die Erforschung von Polyamiden und 1934 werden die ersten Fasern hergestellt. Im Februar 1935 polymerisiert er Adipinsäure und Hexamethylendiamin. So entsteht ein Polyamid 66 mit den sehr guten physikalischen Eigenschaften und der Werkstoff wird zunächst Tiber 66 genannt und im September 1938 in den heute noch gültigen Namen Nylon 66 geändert.

Carothers Arbeitgeber entscheidet, mit diesem Werkstoff zunächst als Textilfaser auf den Markt zu gehen und im Mai 1940 kommen die ersten Nylonstrümpfe in die Geschäfte. Fünf Millionen Paare werden am ersten Tag verkauft.

Doch Carothers kann sich an seinem Erfolg nicht erfreuen. Seine frühen Depressionen und die Alkoholabhängigkeit haben ihn zu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wuchst in einer sehr engen Beziehung zu seiner Schweser Isobel auf und verliebte sich in eine verheiratete Frau. Er verbringt eine Weile in einer psychiatrischen Klinik und erhält von seinem Arzt den Rat zu heiraten.

Im Januar 1936 stirbt seine Schwester und wenig später heiratet er Helen Sweetman, eine Mitarbeiterin bei DuPont. DuPont und seine Frau sind sich einig, dass Carothers dringend behandelt werden muss und nach seiner Behandlung wird er einen ausgiebigen Wanderurlaub in den Alpen mit seinem alten Freund Roger Adams machen. Dort erholt er sich zunächst, aber bekommt nach seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten einen Rückfall.

Im April 1937 erzählt ihm seine Frau Helen, dass sie schwanger ist und im gleichen Jahr am 29. April stirbt Carothers allein in einem Hotel in Philadelphia. Gezerrt von seinen Selbstzweifeln bricht er die Ampulle mit Zyankali auf und setzt seinem Leben ein Ende. Helen wird später seine Tochter Jane zur Welt bringen.