Verklebt: Strömungstechnische Spritzgussteile aus Terluran (ABS)

Tipps. Thermoplastische Kunststoffe kleben.

Prozesssicheres Kleben ist eine komplexe Aufgabe. Wahl des für die Klebepartner und die Anwendungs­situation passenden Klebstoffs, Probeklebungen mit ausreichend intensiven Tests, Vorbereitungen der Klebepartner durch Anrauen und Reinigen und der eigentliche Klebeprozess müssen für ein rationelles und erfolgreiches Kleben in Ruhe durchdacht und sorgfältig ausgeführt sein.

Die hier gegebenen Klebehinweise für das Kleben von Thermoplasten sind allgemeiner Art und sollen einen Einstieg in das Thema geben. Die Tipps sind nicht ohne Probeklebung und ausreichenden Tests auf einen speziellen Einsatzfall übertragbar. Sie richten sich nicht an Privatpersonen. Für die gelegentlichen Reparaturarbeiten im Haus stellt Huntsman das praktische Auswahltool Go Araldite bereit.

Eine rechtlich verbindliche Zusicherung bestimmter Eigenschaften oder der Eignung für einen konkreten Einsatzzweck kann aus diesen Angaben nicht abgeleitet werden. Die Tipps geben wir aufgrund unserer gegenwärtigen Erfahrungen und Kenntnissen. Sie stellen keine Handlungsanweisungen dar. Diese finden Sie in den Gebrauchsanweisungen auf den Verpackungen oder Beipackzetteln der Klebstoffe oder Sie können diese bei deren Lieferanten erfragen.

Info-Box: Beschaffung

Wir sind kein Verkäufer der vorgestellten Klebstoffe. Lokale Händler, Großhändler (z. B. Bodo Möller Chemie), Herstellerseiten oder Einkaufsplattformen helfen Ihnen bei der Beschaffung.

Info-Box: Sicherheitshinweis

Beim Umgang mit Chemikalien und Klebstoffen ist es immer empfehlenswert, in einem gut belüfteten Bereich zu arbeiten. Bitte tragen Sie geeignete Schutzkleidung und beachten Sie unbedingt die Gefährlichkeitssymbole auf den Verpackung und die Anweisungen bzw. Sicherheitshinweise der Hersteller!

Fügeverfahren für Kunststoffteile.
Polyamid verkleben.

Lösemittelklebstoff

Klebstoff: Methansäure (allgemein als Ameisensäure bezeichnet)
Anwendung: PA 6 gegen PA 6
PA 66 gegen PA 66
Arbeitsaufwand: Klebeflächen reinigen, trocknen und ablüften lassen. Die Ameisensäure vor der Verarbeitung mit 5 – 10 % Polyamid-Granulat eindicken. Beide Flächen mit konzentrierter Ameisensäure einstreichen.

Achtung: Methansäure ist ätzend. Bitte beachten Sie die Sicherheitsdatenblätter und Anweisungen des Herstellers.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Epoxidharz, z. B. Araldite 2011
Anwendung: PA 6 gegen andere Materialien, bevorzugt große Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Aceton entstauben und ablüften lassen. Haftgrundierung mit z. B. Redux K6 (Ciba Geigy) oder Beizen mit Chromschwefelsäure erhöht die Klebekraft.

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: PA 6 gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen
Arbeitsaufwand: Zur Haftverbesserung Oberflächen anrauen. Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Aceton. Trocknen und ablüften lassen. 

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Polyurethan, z. B. Loctite 3951
Anwendung: PA gegen andere Materialien, dauernd elastische Verbindung großer Flächen, gute Dichtwirkung auch bei ungleichmäßigen Fugen.
Arbeitsaufwand: Flächen anrauen, den Staub mit Aceton entfernen. Primer (Loctite 7251 oder Loctite SF 770) erhöht die Klebekraft.
Fügeverfahren für Kunststoffteile.
Polyacetal (POM) verkleben.

Lösemittelklebstoff

Klebstoff: Hexafluoraceton (HFA) als Sesquihydrat
(Kontakt: Merck Millipore)
Anwendung: POM gegen POM
Arbeitsaufwand: Klebeflächen reinigen, trocknen und ablüften lassen. Beide Flächen einmal mit dem Klebstoff einstreichen.

Achtung: Das Lösemittel ist giftig, reizt die Atemwege. Bitte beachten Sie die Sicherheitsdatenblätter und Anweisungen des Herstellers.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff:

modifiziertes Epoxidharz, z. B. Araldite 2011 oder
modifiziertes Polyurethan, z. B. Araldite 2018

Anwendung: POM gegen andere Materialien, bevorzugt große Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Aceton entstauben und ablüften lassen. Haftgrundaktivierung mit Primerlösung oder durch Beizen mit Phosphorsäure. Die Vorbehandlung ist schwierig und mit dem Klebstoffhersteller abzustimmen.

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: POM gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen
Arbeitsaufwand: Zur Haftverbesserung Oberflächen anrauen. Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Aceton. Trocknen und ablüften lassen. Primern mit z. B. Loctite SF 7239 oder Sicomet-Primer CAP3 (Sichel, Hannover). 
Fügeverfahren für Kunststoffteile aus Polyester.
PET und PBT verkleben.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff:

modifiziertes Epoxidharz, z. B. Araldite 2011 oder
modifiziertes Polyurethan, z. B. Araldite 2018

Anwendung: PET und PBT gegen andere Materialien, bevorzugt größere Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Aceton entstauben und ablüften lassen.

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: PET und PBT gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen
Arbeitsaufwand: Zur Haftverbesserung Oberflächen anrauen. Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Aceton. Trocknen und ablüften lassen. 
Fügeverfahren für Kunststoffteile aus Polyolefinen.
Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) verkleben.

 

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: PE oder PP gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen
Arbeitsaufwand: Zur Haftverbesserung Oberflächen anrauen. Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Aceton. Trocknen und ablüften lassen. Primern mit z. B. Loctite SF 7239 oder Loctite SF 770.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Acrylat, z. B. Scotch-Weld DP 8005 von 3M
Anwendung: Strukturelles Verkleben von PE oder PP gegen andere Materialien, bevorzugt größere Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Aceton entstauben und ablüften lassen.
Info-Box: Unpolare Oberfläche

Polyolefine haben aufgrund ihrer unpolaren Oberfläche anti-adhäsive, also ungünstige Eigenschaften zum Kleben. Sie sind bis auf die unten aufgeführten Ausnahmen nur klebbar nach intensiver Aktivierung der Oberfläche, z. B. durch Korona-Entladung oder Beizen mit Schwefelsäure.

Fügeverfahren für Kunststoffteile aus Styrolpolymeren.
Polystyrol (PS), Styrol/Butadien (SB), ABS und PPO (Noryl) verkleben.

Lösemittelklebstoff

Klebstoff:

Butanon (allgemein als Methyl-Ethyl-Keton, MEK, bezeichnet)

Anwendung:

PS oder SB gegeneinander
ABS gegeneinander
PPE gegeneinander

Arbeitsaufwand: Klebeflächen reinigen, trocknen und ablüften lassen. Eine oder beide Klebeflächen einmalig einstreichen. Die Viskosität des Lösemittels kann erhöht werden, indem Granulat des betreffenden Kunststoffes zugegeben wird.

Achtung: Methyl-Ethyl-Keton (MEK) ist leicht entzündlich und reizend. Bitte beachten Sie die Sicherheitsdatenblätter und Anweisungen des Herstellers.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Epoxidharz, z. B. Araldite 2011
Anwendung: PS, SB, ABS oder PPE gegen andere Materialien, bevorzugt größere Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Methanol entstauben/entfetten und ablüften lassen.

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: PS, SB, ABS oder PPE gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen
Arbeitsaufwand: Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Methanol. Trocknen und ablüften lassen. 
Fügeverfahren für Kunststoffteile.
Polycarbonat verkleben.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Polyurethan, z. B. Araldite 2018
Anwendung: Strukturelles Verkleben von Polycarbonat gegeneinander oder gegen andere Materialien, bevorzugt größere Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, mit Methanol entstauben und ablüften lassen.

 

1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: Cyanacrylat, Sekundenkleber
Anwendung: Polycarbonat gegeneinander oder gegen andere Materialien, bevorzugt kleine Flächen (ansonsten Silikonklebstoff)
Arbeitsaufwand: Zur Haftverbesserung Oberflächen anrauen. Reinigen und Entfetten der Klebeflächen mit Methanol. Trocknen und ablüften lassen.

UV-lichthärtender 1-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: z. B. Permabond UV
Anwendung: Polycarbonat gegen Glas, Metall und Kunststoffen. Mindestens einer der Klebepartner muss transparent sein.
Arbeitsaufwand: Reinigen und Entfetten der Klebeflächen. Trocknen und ablüften lassen.
Info-Box: Spannungsriss-Empfindlichkeit

Polycarbonat (PC) ist empfindlich gegen Spannungsrisse, die Verklebung sollte sorgfältig getestet werden, um Schäden auszuschließen.

Fügeverfahren für Kunststoffteile aus Polyarylsulfonen.
Polysulfon (PSU) und Polyethersulfon (PES).

Lösemittelklebstoff

Klebstoff: Dichlormethan (auch Methylenchlorid, DCM) 
Anwendung: PSU gegen PSU
PES gegen PES
Arbeitsaufwand: Klebeflächen reinigen, trocknen und ablüften lassen. Beide Flächen mit dem Lösemittel einmalig einstreichen. Die Viskosität des Lösemittels kann erhöht werden, indem Granulat des betreffenden Kunststoffes (5 % PSU oder bis zu 15 % PES) zugegeben wird.

Achtung: Das Lösemittel Dichlormethan ist gesundheitsschädlich. Es sollte Schutzkleidung einschließlich Handschuhen getragen werden. Latex- oder Nitrilhandschuhe sind nicht ausreichend. Stattdessen sollten Handschuhe aus Viton verwendet werden.Bitte beachten Sie die Sicherheitsdatenblätter und Anweisungen des Herstellers.

2-Komponenten-Klebstoff

Klebstoff: modifiziertes Epoxidharz, z. B. Araldite 2011
Anwendung: PSU, PES gegen andere Materialien, bevorzugt große Flächen
Arbeitsaufwand: Klebeflächen trocknen, anrauen, entstauben und ablüften lassen.